Bestrebungen hinsichtlich der Entwicklung künstlicher Intelligenz gibt es seit Jahrzehnten. In den letzten Jahren haben sie aber bedingt durch den technischen Fortschritt einen neuen Reifegrad erreicht. KI wird zu einem Faktor in allen Lebensbereichen. Die Bundesregierung hat darauf mit der Vorstellung des Eckpunktepapiers „Strategie Künstliche Intelligenz“ reagiert. In dem 13 Punkte umfassenden Papier beschreibt die Bundesregierung ihre Sicht auf die aktuelle Ausgangslage und formuliert ihre Ziele in puncto KI. Zu diesen gehören unter anderem die Förderung der technischen Infrastruktur sowie eine Lockerung des Rechtsrahmens. Dabei im Fokus: Die Wirtschaft bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und der anschließenden Implementierung dieser in ihre Geschäftsprozesse zu unterstützen. Das Know-how aus der deutschen Forschungslandschaft soll dafür stärker in Wertschöpfung umgemünzt werden.
Digitaler Wettlauf
Mit der „Strategie Künstliche Intelligenz“ soll ein Gütesiegel im Bereich der KI á la „AI made in Germany“ entstehen, sowie eine wirtschaftliche und wissenschaftliche Führungsposition im Bereich KI erreicht werden. Damit soll perspektivisch eine Abhängigkeit von den bisherigen KI-Leadern USA und China auf diesem Gebiet verhindert werden. Um dies zu erreichen setzt die Bundesregierung auch auf eine gemeinsame strategische Ausrichtung und die Zusammenarbeit in der EU, um bestehende Rückstände aufzuholen und Stärken weiter auszubauen. Europa soll dadurch zum KI-Innovationstreiber werden.
Transfer in die Wirtschaft als Knackpunkt: Regierung will Unternehmergeist wecken
Die herausgegebenen Eckpunkte sollen Unternehmen und Gründer als Aufbruchsignal verstehen, um die Forschungsergebnisse auch in Geschäftsmodelle und Produkte einfließen zu lassen. Die Regierung möchte in Zukunft speziell Unternehmensgründungen im KI-Sektor fördern und den nötigen Strukturwandel in Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt vorantreiben. Es muss zukünftig in Deutschland noch mehr, auch kleinere und mittlere Unternehmen geben, die dieses komplexe Thema ohne Angst und Scheu angehen und so dazu beitragen, ein breites Know-how in diesem Zukunftsfeld in Deutschland zu schaffen. Aspekte wie das anvisierte „Technologie-Monitoring“, die Stärkung der Transferaktivitäten oder die Förderung von Unternehmenszusammenschlüssen können helfen, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in der digitalen Transformation zu stärken. Denn es geht um nicht weniger als eben diese Wettbewerbsfähigkeit. Kritiker loben daher das Eckpunktepapier, bemängeln aber den Zeitpunkt. Denn speziell im produktiven Einsatz künstlicher Intelligenz droht der Anschluss an den internationalen Wettbewerb mehr und mehr verloren zu gehen.
Daten sind das Futter der Künstlichen Intelligenz – die DSGVO ihre Diät
Künstliche Intelligenz braucht Daten. Ohne den Zugang zu den Datentöpfen laufen sämtliche KI-Initiativen ins Leere. Aber genau hier, in der unzureichenden Verfügbarkeit und Güte der Daten, steht KI-Forschern und Unternehmen in Deutschland spätestens seit Einführung der DSGVO eine Hürde im Weg. Die Erhöhung der Menge an nutzbaren, qualitativ hochwertigen Daten ist folgerichtig ein weiterer Ansatzpunkt der KI-Strategie. Gelingt hier der Spagat zwischen einer Öffnung der Datenbestände und der Wahrung von Persönlichkeitsrechten, wird das Thema auch für Unternehmen noch deutlich interessanter. Insbesondere dann, wenn die Bundesregierung den Unternehmen auch die versprochenen Freiräume zum Testen von KI in der Praxis gibt.
Forschung und Industrie brauchen adäquaten Nachwuchs
Künstliche Intelligenz braucht aber natürlich nicht nur Daten. KI braucht vor allem Know-how. Einzelne Vorreiter in Sachen Forschung für Künstliche Intelligenz in Deutschland gibt es schon länger. Allen voran das Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI). Doch für die Erreichung der zurecht ambitionierten Ziele braucht es flächendeckend mehr Fachkräfte. Dafür muss der KI-Standort Deutschland noch attraktiver werden. KI-Lehrstühle, bessere Arbeits- und Entlohnungsbedingungen, sowie Maßnahmen zur Bindung vorhandener KI-Fachkräfte müssen umgesetzt werden, um im Wettstreit mit Google, Facebook und Co. nachhaltig bestehen zu können. Dann wären auch Abwanderungswellen zum Suchmaschinenriese, wie sie das DFKI erleben musste, in Zukunft unwahrscheinlicher.
Es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren
Von der Algorithmus-basierten Prognose des richtigen Aussaattermins in der Landwirtschaft bis zur Steuerung von Produktionsprozessen gibt es schier unendlich viele Anwendungsszenarien für KI in der deutschen Wirtschaft. Es ist an der Zeit diese zu erschließen. Die „Strategie Künstliche Intelligenz“ ist ein Schritt in die richtige Richtung.
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