Data Science hat viele Facetten – dies haben die [R] Kenntnis-Tage am 8. und 9. November 2017 in Kassel erneut bewiesen. In den verschiedenen Vorträgen wurden bereits umgesetzte Use Cases ganz unterschiedlicher Branchen vorgestellt und diskutiert, in Tutorials konnten die Teilnehmer ihr methodisches Wissen vertiefen. Dabei stets im Fokus: Die Data-Science-Programmiersprache R.
Das Event ist seinem Konzept treu geblieben und setzt dabei ganz klar auf Praxisnähe. Dies zeigten auch die Keynotes eingeladener Speaker: Erstmalig ergänzten diese das Programm und setzten thematische Highlights, die den Business-Kontext unterstrichen und teilweise auch darüber hinausgingen. Dabei setzten die Speaker – ob Keynote oder Use-Case-Vorstellung – wichtige Impulse für die tägliche Datenarbeit.
Inspirierend und kritisch zugleich: Die Keynotes der RKT2017
Markus Gesmann diskutierte anhand mehrerer Beispiele aus der Versicherungsbranche den Punkt Erfahrung vs. Daten und zeigte sehr deutlich, dass beide Faktoren wichtig sind: sowohl die Datenmenge, als auch eine ausreichende Zeit um im Einzelfall bestimmte Risikofaktoren zu überdenken.
Marie-Louise Timcke und Kira Schacht sind ganz klar der Meinung: Geschichten die mithilfe von Data Science erzählt werden, können besonders mitreißend sein. In ihrer Keynote stellten die Datenjournalistinnen verschiedene Beispiele vor, wie der Datenjournalismus die Medienhäuser und Redaktionen verändert und wie wichtig eine Annäherung an Daten auch im klassischen Journalismus, insbesondere im Printbereich, heutzutage ist. Digitalisierung macht schließlich keinen Halt vor Zeitungsredaktionen. Dabei sind sich Timcke und Schacht auch der Herausforderung bewusst, Daten nur dann zu benutzen, wenn sie einen wirklichen Mehrwert liefern und plädieren daher für einen verantwortungsbewussten Umgang. Beide arbeiten in ihrer täglichen Arbeit hauptsächlich mit R.
Welche Macht Algorithmen bereits heutzutage in unserer Gesellschaft haben, darum ging es in der Keynote von Frau Prof. Dr. Katharina Anna Zweig. Sie stellte dabei unter anderem einen Algorithmus vor, der die Rückfälligkeitsquote von Kriminellen errechnet. Die Logik dahinter: Wenn ein Krimineller eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, erneut eine Straftat zu begehen, sollte ein eventuell zu vergebener Therapieplatz an die Person gehen, die am unwahrscheinlichsten rückfällig wird. Was vorerst schlüssig scheint, wird in der Einzelbetrachtung schwieriger. Zweig formulierte dabei die ethischen Aspekte und stellte provokant die Frage, ab welcher Treffergenauigkeit so ein Algorithmus eingesetzt werden darf. Sie selbst beschrieb als eine Folge ihrer Überlegungen die Notwendigkeit für eine Art Algorithmus-TÜV. Unter anderem daran arbeitet Zweig mit ihrer Initiative Algorithm Watch.
Use Cases aus der Praxis: R produktiv
Die Keynotes haben die thematische Vielfalt der [R] Kenntnistage mit spannenden Beiträgen ergänzt. Doch auch die vorgestellten Use Cases sorgten inhaltlich für Abwechslung und vertraten die unterschiedlichsten Branchen: Energiewirtschaft, Automobilindustrie, Industrie. Dabei erlangten die [R] Kenntnis-Tage 2017 auch eine technische Tiefe. So beschrieb Andreas Wygrabek vom Fraunhofer Institut IWES, wie wichtig Hadoop und Spark besonders in groß angelegten Data-Science-Projekten sind und zeigte in seinem Vortrag verschiedene Aspekte der Integration.
Die [R] Kenntnis-Tage 2017 sind vorbei. Fest steht: Data Science ist aus modernen Geschäftsprozessen nicht mehr weg zu denken und das Thema Digitalisierung steht zu Recht auf jeder Zukunftsagenda. Die Data-Science-Abteilungen der Unternehmen wachsen. Insbesondere die Programmiersprache R ist dabei längst seiner Nische entwachsen und wird inzwischen produktiv in Unternehmen zur Datenanalyse eingesetzt – dies bestätigen auch die über 70 Teilnehmer. Zwei Tage voller Data Science und R, Inspiration für die tägliche Arbeit und der Austausch darüber – das sind die [R] Kenntnis-Tage.