In verschiedenen Unternehmensbereichen wird zunehmen mit den Phänomen der Schwarmintelligenz experimentiert. Herausstechend sind dabei Versuche, die Genauigkeit der Absatzprognosen in Vertrieb oder Logistik zu verbessern. Die Einsatzmöglichkeiten sind jedoch vielfältig und so interessieren sich unter anderem auch Personal- oder Innovationsmanager für das Thema. Es erscheint dabei verlockend, moderne Kommunikationstechniken wie Social Media einzusetzen. Der folgende Beitrag beleuchtet kurz zusammengefasst einige Aspekte zum erfolgreichen Einsatz der Schwarmintelligenz.
War das Feld der Schwärme vormals lediglich den Biologen und ihren Untersuchungen über Ameisenvölker und Zugvögel überlassen, entwickelt sich die von James Surowiecki benannte „Weisheit der Vielen“ zum geflügelten Wort von Soziologen, Marketing oder Vertriebsverantwortlichen. Ob nun Schwarmintelligenz, die Weisheit der Vielen oder kollektive Intelligenz – bezeichnet wird damit die Fähigkeit einer Gruppe, durch ihr synergetisches Zusammenwirken zu besseren Ergebnissen zu kommen, als es durch Einzelpersonen zu erwarten wäre.
Schon 1906 verblüffte Francis Galton, als er auf einem Viehmarkt die Tipps von 800 Besuchern zum Gewicht eines Ochsen addierte und nach Teilung der Summe durch die Zahl der Besucher auf das exakte Gewicht kam. Die Phänomene die sich der kollektiven Intelligenz unterordnen, sind dabei ebenso zahl- wie facettenreich. Ein Beispiel ist die sogenannte Wahlwette, die zu Wahlvorhersagen aufruft und über eine Mittelwertmethode ausgewertet wird. Gleichermaßen zu Prognosezwecken eingesetzt, gelten die Ergebnisse von Informationsmärkten als Ausdruck kollektiver Intelligenz. Ebenso Web 2.0 Anwendungen wie Wikipedia oder klassische Text-Mining-Analysen von Suchanfragen, bspw. bei Google. Auch die Annäherung von Organisationsstrukturen an flache Hierarchien und eigenverantwortliche Teams führen letztlich zum Abschöpfen kollektiver Potenziale.
Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für den Einsatz der Schwarmintelligenz
Surowiecki bringt die Bedingungen unter denen sich kollektive Intelligenz entwickeln kann auf eine recht simple Formel. Die Gruppenkonstellation ist dazu an drei Voraussetzungen gebunden:
- Diversität – Die Gruppe kennzeichnet ein hohes Maß an Heterogenität.
- Dezentralität – Die Personen werden nicht durch ein höheres Organ koordiniert.
- Unabhängigkeit – Jedes Individuum ist möglichst frei von der Beeinflussung durch andere.
Zusätzlich benötigt es noch eines Instruments, das die unstrukturierten Informationen der Einzelpersonen zu einem Mehrwert zusammen führt.
Was in der Theorie recht einfach klingt, birgt in der Praxis einige Herausforderungen. Erst einmal existieren vielerlei Ausprägungen kollektiver Intelligenz. Diese sind zahlreichen Einflüssen ausgesetzt, die sich deutlich voneinander unterscheiden.
Kollektive Intelligenz zur Prognose von zukünftigen Ereignissen
Wie sollten die Gruppen zusammengesetzt werden? Gruppen lassen sich bspw. darüber charakterisieren, ob die Personen überhaupt wissen, inwieweit sie Teil einer Gruppe sind. Es lassen sich Gruppen differenzieren, deren Mitglieder anonymisiert oder personalisiert und taktisch-verbunden bzw. taktisch-unverbunden sind. Weitere Fragen stellen sich nach der Art der genutzten Kommunikationswege, den statistischen Feedbacks und den Ergebnispräsentationen.
Durch eine von eoda in Kooperation mit der Universität Kassel durchgeführte und untersuchte Wahlwette in Kassel und nordhessischen Kommunen zeigte sich beispielsweise, dass das Kriterium der Diversität keinerlei Einfluss auf die Prognosequalität hatte. Vielmehr ist bei einer Wahlwette die Bedingung einer möglichst gut informierten Gruppe zu stellen.
Kollektive Intelligenz im Unternehmens-Wiki
Ein anderes Beispiel für Herausforderungen beim Transfer von kollektiver Intelligenz in gezielte Anwendungen ist die Übertragung des globalen Wikipedia-Prinzips auf Unternehmensebene, beispielsweise ein Unternehmenswiki. Hier reicht es nicht, lediglich durch das Bereitstellen einer Plattform auf einen plötzlich einsetzenden Informationsfluss zu hoffen. In jedem Unternehmenskontext ist die spezifische Sozialstruktur zu berücksichtigen, die schlussendlich zweierlei betrifft: Die Motivation der Mitarbeiter zur aktiven Teilhabe an dem Projekt und ihre Entscheidungsunabhängigkeit innerhalb dessen.
Fazit – Social Media und kollektive Intelligenz bieten große Chancen
Kollektive Intelligenz unterstützt durch den gezielten Einsatz moderner Kommunikationstechniken kann sehr erfolgreich sein. Mit geringem Mitteleinsatz lassen sich hier große Wirkungen erzielen. Allerdings müssen dafür gezielte Vorüberlegungen und Analysen durchgeführt werden. Der produktive Einsatz der Schwarmintelligenz muss gewissermaßen konstruktiv unterstützt werden.